Weißer Rauch:

Weißer Rauch ist kein gutes Zeichen, außer vielleicht bei Papstwahlen in Rom. Bei uns kam der weiße Rauch aus dem Auspuff als wir kurz vor der Hafeneinfahrt von Visby den Motor anmachten, um in den Hafen einzufahren. Es war Mittwoch, 23. August am frühen Abend.


Das Ganze sah nicht gut aus. Aber wir waren in einem sicheren Hafen wo uns Hilfe angeboten werden konnte. Allerdings waren wir auch auf einer Insel, der Insel Gotland.

So vermittelte uns der Hafenmeister von Visby am nächsten Tag einen Servicemechaniker, der dann auch am Nachmittag kam. Erster Verdacht, Zylinderkopfdichtung. Er untersuchte das Motorenöl, sah nach ob Wasser im Kraftstoffvorfilter war und leuchtete den Motor nach Leckagen ab. Nicht die Zylinderkopfdichtung und ansonsten auch keine Auffälligkeiten. Trotzdem sah das Ergebnis immer noch so aus:


Er meinte, dass wir trotzdem den Motor nutzen können, allerdings sollten wir ihn bei metallischen Klängen oder unrundem Lauf abstellen. Toll! Dafür haben wir 350€ bezahlt. Aber mit den aktuellen Wetterkapriolen und den immer wieder fehlenden oder wechselnden Winden will man  guten Gewissens keine Strecke über die offene See ohne Motor wagen. Vor allem, wenn man die Ursache nicht kennt. Segelboot hin oder her, der Motor ist nun mal das Backup und somit ein Sicherheitselement.  

Ich gab mich so nicht zufrieden und kontaktierte deshalb unsere Werft in Blankaholm. Ich schickte das Video und den aktuellen Stand an Robert von der Werft, der mir sofort ein paar Tipps gab. Ein wichtiger Tipp war die Analyse des Abgases. Man nehme dazu einen weißen Kaffeefilter und halte ihn bei laufendem Motor an den Auspuff. Sollte sich darin keine Rußpartikel oder graue/ schwarze Einfärbungen erkennen lassen, dann hat es nichts mit der Verbrennung zu tun. 
Das Ergebnis des Tests war ein feuchter Kaffeefilter ohne Einfärbung. 


Also musste es sich um Wasserdampf handeln. Da wir bei dem internen geschlossenen Kühlkreislauf keine Verluste im Ausgleichbehälter festgestellt hatten, musste die Ursache im äußeren offenen Seekreislauf zu finden sein. 
Die Logik sagte dann, wenn zu wenig Seewasser angesaugt wird, wird es schneller heiß und verdampft. Und genau das geschah bei uns, da das Seewasser auch den Auspuff kühlt. Es wurden Teile des angesaugten Seewassers verdampft und über den Auspuff abgegeben. 

Jetzt war es einfach den eigentlichen Übeltäter zu finden. Die Seewasserpumpe und davon das Verschleißteil der Pumpe, das Verdichterrad, der Impeller. 


Wir hatten Glück und die zwei abgescherten Flügel des Impellers waren noch im Pumpengehäuse. Hier die Bestandteile des Impellers nach dem Ausbau.


Einen Impeller hatten wir Gottseidank als Ersatzteil dabei und somit konnten wir den Schaden in einer halben Stunde beheben. 


Ein Testlauf zeigte dass wir das Problem dank Robert gelöst hatten. So konnten wir unsere Zeit auf Gotland wieder genießen und unseren Törn wie geplant fortsetzen. 


Ahoi

Andrea + Wolfgang




 


Kommentare

  1. Besser als jeder 8D Report, den ich je zu Gesicht bekommen habe! Gute Ingenieursleistung! Alles richtig gemacht - sogar das richtige Ersatzteil vorrätig! Respekt!

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